Angst wird zur Krankheit, wenn…
1. Phobische Störungen (F40):
Phobische Störungen erkennt man an…
2. Panikstörung (F41.0):
Panikstörungen erkennt man an…
Einige Antworten:
Reaktionsweisen, die durch Lernen entstanden sind: sich eine Situation
als gefährlich vorstellen, obgleich sie nie so erlebt wurde;
gedankliche Wiederholung traumatischer Erfahrungen; Bedrohung des Selbstwertgefühls;
Probleme die als ausweglos eingeschätzt werden; von den Eltern/Bezugspersonen gelernt
Stress und chronische Überforderung
Körperliche Krankheiten wie z.B. Schilddrüsenfehlfunktion, Mangel
an B1-Vitamin
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Angst ein Gefühl ist,
das aus einer Kombination von drei Bestandteilen besteht: einer körperlichen
Komponente, einer Gedanken-Komponente und einer Verhaltens-Komponente.
Diese drei Bestandteile hängen zwar im allgemeinen zusammen, müssen aber nicht immer gleichzeitig oder gleich stark auftreten. Manche Menschen nehmen mehr die körperliche Komponente der Angst wahr, während
andere Menschen mehr die Gedanken- oder Verhaltens-Komponente wahrnehmen.
Obwohl die Bedeutung der einzelnen Komponenten also von Mensch zu Mensch verschieden ist, sind alle drei wichtig bei der Entstehung und dem Fortbestehen von Ängsten. Man kann sich diese Komponenten der Angst am besten
vorstellen, wenn man sich vergegenwärtigt, dass sie alle darauf abzielen, den Organismus auf plötzliche Handlungen vorzubereiten und ihn zu schützen. Die drei Aspekte der Angst werden im folgenden einzeln
erläutert
Diese Komponente betrifft unsere Gedanken, Überzeugungen, Erwartungen und ähnliches. Menschen werden in starkem Maße von ihrer Art über Dinge zu denken beeinflußt. Ein Beispiel kann dies veranschaulichen: Stell dir vor, du machst einen langen Spaziergang und wanderst dabei einen steilen Berg hoch. Es ist sehr anstrengend,
den Berg hochzugehen, und du bemerkst, dass dein Herz schneller zu schlagen beginnt. Obwohl dein Herz schneller schlägt, bist du nicht beunruhigt,da du denkst, dass dein schnellerer Herzschlag durch die Anstrengung
begründet ist. Der gleiche schnellere Herzschlag kann dich aber in anderen Situationen leicht beunruhigen. Wenn du beispielsweise Zuhause auf dem Sofa sitzt, und du bemerkst, dass dein Herz schneller zu schlagen beginnt, wirst du vielleicht besorgt darauf reagieren und ängstlich werden. Du bewertst in diesem Moment den schnelleren Herzschlag alsbedrohlich. Obwohl du in beiden Situationen das gleiche Symptom bemerkst, bewertest du es ganz unterschiedlich.
In ähnlicher Form bewerten Menschen alle ihre Erlebnisse, wenngleich ihnen dies nicht immer bewußt ist.
Manchmal sind die Interpretationen von Situationen und Erlebnissen nicht
richtig oder sogar unbrauchbar, da sie ungerechtfertigt Angst auslösen.
Unsere Interpretationen können somit eine Anzahl von Problemen
verursachen. Die Bewertungen und Interpretationen unserer Erfahrungen
können teilweise sogar in regelrechten ,,Selbstgesprächen“
geschehen. Oder uns schießen blitzartige Gedanken durch den Kopf,
die wir kaum wahrnehmen, die aber auch unsere Erwartungen und unser
Verhalten beeinflussen.
Diese „Gedankenblitze“, Interpretationen und ,,Selbstgespräche“
können uns sowohl eine gute Stimmung als auch eine schlechte Stimmung
vermitteln. Manche dieser „Selbstgespräche“ (z.B. „Ich
schaff das nicht und werde es auch nie schaffen“) behindern uns
bei der erfolgreichen Bewältigung von Situationen oder Anforderungen.
Andere dagegen (z.B. „Ich schaff“ das schon, andere können
das auch“) können uns helfen, Situationen oder Anforderungen
besser zu bewältigen.
Es ist weiterhin wichtig, sich bewußt zu machen, dass der erste
Effekt der Kampf- Flucht-Reaktion darin besteht, den Organismus auf
die Existenz möglicher Gefahren aufmerksam zu machen. Folglich
ist einer der Haupteffekte eine plötzliche und automatische Wendung
der Aufmerksamkeit auf die Umwelt hin, die nach möglicher Bedrohung
abgesucht wird.
Dies macht es schwierig, sich auf alltägliche Aufgaben zu konzentrieren,
wenn man ängstlich ist. Deshalb beklagen sich ängstliche Leute
häufig, dass sie leicht von ihren alltäglichen Arbeiten abzulenken
sind, dass sie sich nicht konzentrieren können und dass sie Schwierigkeiten
mit ihrem Gedächtnis haben. Dies ist ein normaler und wichtiger
Teil der Kampf/Flucht-Reaktion, da ihr Sinn darin besteht, von den laufenden
Arbeiten abzuhalten und es wird somit ermöglicht, dass die Umgebung
nach möglichen Gefahren abgesucht wird.
× Die Verhaltens-Komponente
Mit Verhalten meine ich hier alles, was wir tun und was für andere
sichtbar ist. Gedanken und innere Vorstellungsbilder gehören demnach
nicht dazu. Angst kann das Verhalten einer Person auf mehrere Weise
beeinträchtigen. Bei der ersten Art von Beeinträchtigungen
sind zumeist Verhaltensweisen davon betroffen, die Konzentration oder
Geschicklichkeit erfordern, z.B. lesen, eine schwierige Arbeit erfüllen
oder auch vor anderen Menschen reden. Durch die aufkommende Angst können
diese Leistungen nur unter größter Anstrengung erbracht werden
oder müssen sogar kurzzeitig unterbrochen werden. Bei der zweiten
Art der Verhaltensbeeinträchtigung sprechen wir von „hilfesuchendem
Verhalten“. Damit ist gemeint, dass viele Menschen Situationen
nur dann ohne Angst überstehen können, wenn sie bestimmte
„Hilfsmittel“ immer bereit halten.
Ein häufiges Beispiel für solche Hilfsmittel ist das ständige
Mittragen der Telefonnummer des Hausarztes oder von „Medikamenten
für den Notfall“. Die dritte Art der Verhaltensbeeinträchtigung
ist die Vermeidung oder auch das Flüchten aus angstauslösenden
Situationen. Manche Personen lernen Situationen oder Plätze zu
vermeiden, an denen sie Angst erlebt haben, oder von denen sie denken,
dass sie Angst erleben werden.
Andere Betroffene wiederum verlassen die Situationen, in denen sie Angst
bekommen, sie laufen weg.
Angst hat die Tendenz sich immer weiter auszuweiten.
Häufige Angstsymptome:
Schwindelgefühl, schwarz vor Augen:
Dem Menschen stehen bis 5 Liter (bei einem 70 kg schweren Menschen) Blut
zur Verfügung, die den ganzen Organismus versorgen müssen. Sie
müssen ja nach der aktuellen Situation jeweils optimal an dem Wirkort
konzentriert werden. Falls eine Situation gefährlich wird, wird das
Blut z.B. aus dem Gehirn oder dem Bauchraum in Richtung Muskulatur umverteilt.
Die anderen Organe werden nur noch minimal zur Aufrechterhaltung ihrer
biologischen Funktionen durchblutet. Diese Umverteilung heißt also
zugleich einen geringere Durchblutung der im Moment nicht zur Leistung
benötigter Organe. Vom Patienten wird das als mehr oder weniger starkes
Schwindelgefühl wahrgenommen, weil die Gehirnrinde, ein Organ der
Peripherie (Randbezirk) in Bezug auf die Durchblutung darstellt. Ebenso
verhält sich das mit dem Augenhintergrund. Ergebnis: Gefühl
der Leichtigkeit, über Schwindel bis zu Gleichgewichtsstörungen,
Flimmern vor den Augen bis hin zu „Schwarzwerden“.
Der ganze Körper ist auf Leistung und nicht auf Verdauung eingestellt.
Insofern arbeiten die Speicheldrüsen weniger. Durch die schnellere
Atmung bei Angst wird mehr Speichel verdunstet, dadurch weitere Verstärkung
der Mundtrockenheit.
Kloß im Hals, Atembeklemmung
Beide Lungenflügel werden weitgestellt und die Atemgeschwindigkeit
wird größer, da der Körper in Leistungsbereitschaft ist.
Da die Leistung nicht abgerufen wird, bleibt die Atmung trotz Erhöhung
ihrer Geschwindigkeit (normal 16 Atemzüge pro Minute) flach, so dass
der Sauerstoff nur in den Bronchien hin und her ventiliert wird, ohne
die Lungenbläschen in den Randbezirken ausreichend zu beatmen. Das
erzeugt das Gefühl der Atembeklemmung. Durch die schnellere Atmung
kommt es zur Hyperventilation (mehr als 16 Atemzüge/Minute). Es wird
zuviel Kohlendioxid abgeatmet, der Säure-Basenhaushalt kommt aus
dem Gleichgewicht. Dies führt wiederum zu einer gesteigerten Atmung,
welche mehr Angst auslöst…usw…
Diese Körpergefühle sind Folge der Blutumverteilung. Das Blut,
das über chemische Vorgänge in der Leber warmgehalten wird,
ist gleichzeitig Wärmeleiter bzw. Transporteur des Körpers.
Eine rasche Umverteilung erzeugt auch eine Veränderung der Warm-
und Kaltwahrnehmung des Körpers in den einzelnen Körperbereichen.
Diese Symptome können auch Folgen einer Hyperventilation sein.
Unter erhöhter Leistungsbereitschaft muß mehr Blut durch den
Körper gepumpt werden, da es die Energie (Sauerstoff, Zucker) transportiert.
Die ganze Aufmerksamkeit des Patienten richtet sich auf den linken Brustkorb.
Dadurch ist dort insgesamt die nervliche Anspannung größer
als in anderen Körperregionen. Das führt zu einer Erhöhung
der Kontraktion der Zwischenrippenmuskeln, die schmerzhaft ist. Falls
die „Symptome“ schon länger vorliegen, kann diese dauernde
Konzentration auf den linken Brustbereich zu vorübergehenden Fehlstellungen
der Hals- und Brustwirbelsäule führen. Das führt wiederum
zu einem andauernden Druck auf die Wurzeln der Nerven, die den Brustbereich
versorgen. Dieser andauernde Druck wird als Schmerz wahrgenommen und von
dem Patienten in dem Bereich lokalisiert, in dem diese Nerven enden, nämlich
an der Vorderseite der Brustwand.
Der Körper ist biologisch auf Leistung eingestellt. Deshalb ist der
Bauchraum schlechter durchblutet und nicht auf Nahrungsaufnahme eingestellt.
Deshalb kann es zu Übelkeit kommen. Im Extremfall kann diese Übelkeit
auch ohne Nahrungsaufnahme auftraten.
Die Gelenke sind auf Bewegung (Flucht oder Angriff) programmiert. Manchmal
zittert sogar die Muskulatur aufgrund der hohen Nervenerregung im Rahmen
der Energiebereitstellung. Vom Patienten wird die Bewegungsbereitschaft
der Gelenke als unsicherer Stand (weiche Knie) erlebt. Für den
Patienten ist es wichtig zu wissen, dass diese Körperreaktion nicht
nur speziell bei Angst ausgelöst werden. In gleicher Weise reagiert
der Körper auch auf besonders positive oder negative Gemütsbewegungen
und Belastungen z.B. Freude, Wut, Ärger, Stress.
Die Verhaltenstherapie eignet sich hervorragend zur Behandlung der Angst-
Störungen, v.a. der phobischen Störungen. Hier wird mittels
der Konfrontationstherapie gearbeitet. Das heißt, nach mentaler
Vorbereitung, wird der Klient dem Reiz (Objekt der Angst) ausgesetzt.
Der Klient verbleibt solange in der angstauslösenden Situation, bis
die Angst abflaut. Der Klient kann lernen, das jeder Angstanfall eine
Ende hat. Das Vermeidungsverhalten muss aufgegeben werden. Der Klient
gewöhnt sich an den Reiz und verliert somit seine überschießende
Angst.
Manchmal greift das oben beschriebene Vorgehen zu kurz. Sicher ist es
immer notwenig im Laufe der Therapie auch eine Reizkonfrontationstherapie
einzuleiten. Um aber dauerhafte Erfolge zu erzielen, ist es manchmal notwendig
lebensgeschichtliche Ereignisse aufzuarbeiten.
Literatur zum Thema:
1.Doris Wolf „Ängste verstehen und überwinden“,
Pal-Verlag, 1999
2.ICD 10
3.Luise Reddemann „Imagination als heilsame Kraft“, Pfeifer
Klett-Cotta, 2001
4.Verena Kast „Wege aus Angst und Symbiose“, dtv, 1994
5.Sue Breton „Angst als Krankheit“, Thieme-Verlag, 1991
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